„Aufgrund der vielen Fragen aus der Öffentlichkeit zum Völkleswaldhof und warum es hier für uns nicht mehr weitergeht, möchte ich mich hier zu den Umständen äußern. 

Der Völkleswaldhof hatte sich zu einem vielseitigen und zukunftsfähigen Demeter-Milchviehbetrieb entwickelt, mit dem wir in der Region seit 35 Jahren mit viel Herzblut und Engagement verwurzelt und gut vernetzt waren Er war geprägt durch Nachhaltigkeit im Handeln, ökologische Wirtschaftsweise, Tierwohl, Betriebsvielfalt und Biodiversität. Hörnertragende Milchkühe mit Weidegang und muttergebundener Kälberaufzucht sowie eine Molkerei mit Direktvermarktung gehörten zum Wesen des Betriebes. Uns lag die Versorgung der Menschen in der Region mit regionaler Vorzugsmilch, Eier und Fleischprodukten und der Erhalt unserer Kulturlandschaft durch die Weidehaltung von Milchkühen sehr am Herzen. Die Bruderkalb-Initiative hat hier ihren Ursprung und erhielt 2021 den Bundespreis ökologischer Landbau.

Seit Beginn unserer Arbeit, hier auf dem Völkleswaldhof im Jahre 1987, entstand über Jahrzehnte hinweg ein sehr vertrauensvolles und freundschaftliches Verhältnis zu unseren Verpächterinnen.
Es war geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, vielen Impulsen und Entwicklungen.
Im Jahre 2014 engagierten wir Frau Stille als Mediatorin zur Unterstützung bei der Entwicklung einer weiteren Zukunftsstrategie.

Völlig unerwartet endete jedoch diese Zusammenarbeit mit einer Kündigung unseres Pachtverhältnisses mit dem Völkleswaldhof seitens der damaligen Verpächterin. Da wir viel in die Entwicklung des Hofes investiert hatten und eine mündliche lebenslange Pachtzusage hatten, sahen wir uns aus Existenzgründen gezwungen, um eine Pachtverlängerung, bis wenigstens zur Rente meines Mannes, vor Gericht zu kämpfen. Während unserer gerichtlichen Auseinandersetzung wurde der Völkleswaldhof von der damaligen Verpächterin an die Stiftung Aktion Kulturland zu gestiftet. Frau Stille ist im Vorstand dieser Stiftung.  https://mediationsgesetz.de/

Wir hatten erhofft, in den verbleibenden Jahren nun mit der Stiftung Aktion Kulturland eine gute Zusammenarbeit entwickeln zu können und hatten uns daher 2021 erneut für den Völkleswaldhof beworben. Wir hatten mit unserer Bewerbung auch die neuen Pachtbedingungen der Stiftung Aktion Kulturland vollkommen akzeptiert.

Mit unserer Bewerbung um die künftige Bewirtschaftung wollten wir weiterhin Heimat, Erfahrungsraum, Ausbildungs- und Begegnungsstätte für den aktiven Austausch mit der regionalen Bevölkerung über diesen Ort, den Völkleswaldhof, anbieten. Wir wollten ebenso weiterhin lokale, nachhaltige qualitativ hochwertige und vielseitige Lebensmittel für die Region produzieren.

Für die langfristige Weiterführung des Betriebs war es uns sehr wichtig, die gesamtheitliche Entwicklung des Betriebes in der Region zu verfolgen, sowie ökologische, ökonomische und sozialverträgliche Fundamente zu schaffen.

Wir wollten zudem mit jungen Menschen Perspektiven für die längerfristige Mitarbeit und Übernahme im Team entwickeln. Dazu gab es bereits einige vielversprechende Kontakte. Aber auch unsere eigenen Kinder sind zum Teil bereits als Landwirtinnen ausgebildet und arbeiteten engagiert im Betrieb mit.
Unsere Zusammenarbeit mit den Menschen in der Region war und ist geprägt durch Offenheit und Vertrauen sowie einem hohen Maß an Eigen- und Mitverantwortung, Solidarität und Verlässlichkeit.
In diesem Sinne wollten wir den Völkleswaldhof auf einem weiteren Wegabschnitt begleiten und entwickeln.
 
Die Stiftung Aktion Kulturland hat seit ihrer Übernahme des Völkleswaldhofes alle von uns gewünschten Pachtverlängerungsgespräche abgelehnt. Eine Pachtverlängerung bis zum Renteneintritt meines Mannes kam für die Stiftung Aktion Kulturland ebenfalls nicht in Frage.
Unsere Bewerbung wurde im Dezember 2021 schriftlich von der Stiftung abgelehnt.                                                                                                                                                                     

Wir bedauern dies zutiefst, da nun die durch Familie Thumm und uns seit 65 Jahren stattgefundene biologisch-dynamische Bewirtschaftung mit der Milchviehhaltung und ihrer Direktvermarktung nicht mehr auf dem Völkleswaldhof stattfinden wird.

Der plötzliche Tod meines Mannes Pius im März und der Gebäudebrand im April 2022 haben meine Kinder und mich schwer getroffen und die von der Stiftung geforderte Betriebsauflösung zum 31.10.2022 unmöglich gemacht. Ich habe, neben der weiteren Bewirtschaftung des Betriebes, der Abwicklung desselbigen und die Aufräumarbeiten vom Brand koordiniert und begleitet. 

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ausdrücklich bei der Freiwilligen Feuerwehr für ihren schnellen und hervorragenden Einsatz sowie der Gemeinde Oberrot und allen Freunden und  vielen Berufskollegen für ihre unkomplizierte Hilfe, der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall für ihre Hilfe und Bewirtung aller Helfer sowie allen anderen Menschen , die großen Anteil genommen und finanzielle Hilfe gegeben haben, von ganzem Herzen bedanken.

Für die Weiterbewirtschaftung meines landwirtschaftlichen Betriebes habe ich über den Maschinenring Schwäbisch Hall mit Silke Werner und Andreas Bullinger zwei sehr kompetente und engagierte Menschen an die Seite bekommen. Ich bin ihnen und meinen Mitarbeiterinnen Verena und Auszubildenden Nicolai für diese gemeinsame Zeit im Betrieb sehr dankbar.

Im September hatte ich schriftlich die Stiftung Aktion Kulturland darauf hingewiesen, dass ich den Betrieb und Hof nicht rechtzeitig wegen der schwierigen Umstände und der ungeklärten Wohnsituation  übergeben kann und hatte um Fristverlängerung gebeten. Die Stiftung Aktion Kulturland hat dies abgelehnt.
     
Nur mit der wochenlangen Hilfe vieler Freunde und der Familie konnte es möglich gemacht werden, dass meine Kinder und ich am 7.11.2022 den Betrieb endgültig verlassen konnten. Dafür danke ich ebenfalls allen Freunden und meiner Familie von ganzem Herzen.

Den gesamten Betrieb habe ich in einen sauberen und funktionsfähigen Zustand an die Stiftung Aktion Kulturland übergeben. Futtervorräte, Tränkebecken, Fressgitter und Brennholzvorräte sind selbstverständlich vorhanden. Ebenso wurden alle Güllelagerbehälter geleert. Pachtflächen konnten an die Stiftung im Umfang der zu Pachtbeginn vorhandenen Flächen zurückgegeben werden. Die Weitergabe weiterer Flächen hängt von der Zustimmung der Verpächter zur Datenweitergabe und ihrem Willen zur Verpachtung ab.

Für unsere Milchkühe und die anderen Tiere konnte ich gute Plätze finden. Ein kleiner Teil der Herde bleibt bei mir und wird über den Winter auf dem Riegenhof bei Mainhardt leben können. Für die weitere Zukunft gibt es bereits Pläne. Dazu werden in den nächsten Monaten die Vorbereitungen erfolgen, auf die ich mich sehr freue und die uns positiv in die Zukunft blicken lassen.                                                                           

Gerne können Sie mich bei Fragen per Mail unter voelkleswaldhof@t-online.de erreichen.

Anja Frey